Mitarbeiterporträts

Zwei Spezialisten von Freudenberg Sealing Technologies warten Windanlagen

Arbeit in luftiger Höhe: Jens Kuhnert und Andreas Koch wechseln für den Hersteller Freudenberg Sealing Technologies Dichtungen in Windanlagen. Ein Job mit extremen Sicherheitsauflagen und Wetterbedingungen für trainierte Männer.

von Werner Fricke

· Lesezeit 4 Minuten.
Ein Job mit besonderen Bedingungen: Sich von 100 Meter Höhe an einer Windanlage abzuseilen, erfordert Geschick – und Mut. Foto: Jens Kuhnert

Wenn es darauf ankommt, dann sind Jens Kuhnert und Andreas Koch über den Wolken im Einsatz. Um spektakuläre Ausblicke geht es ihnen dabei selten. Die beiden Dichtungsexperten von Freudenberg Sealing Technologies arbeiten unter anderem auch in Windkraftanlagen. Das Gespräch führten sie entspannt am Schreibtisch per Videoschalte.

Kalt, windig, hoch: In der Kuppel eines Windkraftwerks herrschen besondere Bedingungen. Die Temperaturen schwanken. Wind, Regen, Sonne – die Lager der Anlagen sind extremen Einflüssen ausgesetzt. „Das bedeutet auch für unsere Dichtungen besondere Anforderungen“, sagt Jens Kuhnert. Marktsegmentkoordinator nennt sich sein offizieller Beruf. Er erschließt für Freudenberg neue Geschäftsfelder. Dazu zählen auch die erneuerbaren Energien.

Im Winter kleben die Handschuhe schon mal an der eiskalten Leiter fest

Andreas Koch ist Anwendungsingenieur. Um eine Dichtung mit bis zu drei Meter Durchmesser in über 160 Meter Höhe zu wechseln, steigen die beiden mit Spezialisten des Herstellers in einen Lastenaufzug. „Wir dürfen nicht allein hoch“, erzählt Koch. „Wir sind meist vier oder fünf Personen.“ Die Sicherheitsauflagen sind extrem hoch. Um die Sicherheitskleidung anzuziehen und bis in die Gondel aufzusteigen, vergeht oftmals bis zu eine Stunde. Nicht selten, dass der Zwei-Personen-Aufzug nicht ganz bis nach oben fährt. Die letzten Meter müssen dann über eine Leiter zurückgelegt werden. „So ein Einsatz dauert in der Regel einen vollen Arbeitstag.“

Koch ist kein Freund von Superlativen. Er ist bemüht, seinem Beruf das Sensationelle zu nehmen. „Ein solcher Tag ist weniger spektakulär, als man denkt, wir sind in einem geschlossenen Raum bei maximaler Sicherheit.“ Dennoch – da oben kann es verdammt kalt werden, erzählt Koch. „Im Winter kleben die Handschuhe unter extremsten Bedingungen schon mal am Metall der Leiter fest.“ Deshalb versuchen die beiden, wann immer möglich, diese Arbeiten in milderen Jahreszeiten vorzunehmen.

Rotoren von Windanlagen erreichen fast 200 Meter Durchmesser

Wer so hoch hinaus muss, sollte selbstverständlich schwindelfrei und gut trainiert sein. Jens Kuhnert und Andreas Koch machen einmal im Jahr ein Höhentraining. Im Notfall müssen sie sich auch am Turm der Windkraftanlage abseilen können. Die Zusatzausbildung biete besondere Vorteile: „Wir beweisen jedes Mal absolute Kundennähe“, sagt Kuhnert schmunzelnd. Er weiß, dass sich dieser hohe Einsatz in der Branche herumspricht. „Wir sind bekannt dafür, dass wir auch in besonderen Umgebungen unseren Service bieten. Bei Tunnelbohrungen beispielsweise herrschen auch extreme Anforderungen an das Material. Auch dann sind unsere Kollegen vor Ort.“ Freudenberg Sealing Technologies ist seit Jahrzehnten auf Dichtungen spezialisiert, die besonderen Anforderungen gerecht werden müssen.

Für Kuhnert und Koch dreht sich alles um erneuerbare Energien. Vor über zehn Jahren ist dieser Bereich bei Freudenberg Sealing Technologies entstanden. Der Markt wächst stetig. Und damit auch die Leistung von Windrädern. „Es werden immer größere Anlagen insbesondere für den Offshore-Einsatz gebaut“, sagt Kuhnert. Früher waren onshore, also an Land, ein bis zwei Megawatt das Maximum, die Windräder hatten damals 60 bis 80 Meter Höhe erreicht. Inzwischen schaffen die ersten Anlagen über zehn Megawatt. Ihre Rotoren erreichen fast 200 Meter im Durchmesser.

Abwechslungsreicher Alltag: Jens Kuhnert (links) und Andreas Koch stehen im engen Kontakt mit dem Kunden. Foto: Michael Kuhn

Der Einfluss der steigenden Querkräfte auf den Antriebsstrang lässt sich am Schreibtisch nur bedingt berechnen, berichtet Koch. Tests am Prüfstand sind aufgrund der enormen Größe der Dichtungen nur schwer möglich. Deshalb ist es so wichtig, ein besonderes Vertrauensverhältnis zum Kunden aufzubauen. „Windkraftanlagen werden immer größer, die Anlagen komplexer“, sagt Koch. Die beiden wissen, dass sie einen besseren Service bieten können, wenn sie vor Ort sind, einen Blick auf die Technik und die Umgebung werfen. Dabei führt sie ihre Arbeit in die Windparks in ganz Europa.

Dichtungen schützen die Anlage vor Umwelteinflüssen

„Wir beliefern fast alle deutschen und europäischen Hersteller und haben zwei Kundengruppen: die Windkraftanlagen- und die Hauptlagerhersteller. Immer erfüllen unsere Dichtungen eine besondere Aufgabe. Sie sitzen im Hauptlager der Anlage und schützen diese vor Umwelteinflüssen, Temperatur- und Druckschwankungen“, erklärt Koch. Besonders wichtig hierbei ist, dass sie das Lager abdichten, damit keine Schmierfette nach außen treten können.

Starke Energiequelle

Die Windkraft in Deutschland

  • 132 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr werden erzeugt.
  • 29.700 Anlagen gibt es an Land (onshore).
  • 1.500 Anlagen stehen auf See (offshore).

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