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Was ist denn bloß beim Netto los?

Steuern und Sozialbeiträge: Was sich da jetzt alles geändert hat – und bald noch ändern wird

von Tanja Wessendorf

· Lesezeit 3 Minuten.
Doch Licht am Ende des Monats: Steuerentlastungen kommen im März. Foto: Sirer – stock.adobe.com

Berlin. Huch, was war denn im Dezember beim Gehaltszettel los?! Plötzlich gab es für die meisten mehr Geld als sonst aufs Konto. Wie kam es zu diesem schönen Weihnachtsgeschenk?

Die Erklärung: Kurz vor Weihnachten hat auch der Bundesrat das Gesetz zum steuerlichen Grundfreibetrag für 2024 durchgewunken. Dieser stieg also – rückwirkend zum 1.  Januar 2024 – um 180 Euro auf 11.784  Euro. Und weil das Jahr 2024 schon fast rum war, wirkte sich diese Änderung einmalig auf einen Schlag im Dezember aus.

Ab Januar mehr Sozialabgaben …

Auch Anfang 2025 ist der Grundfreibetrag gestiegen, auf 12.096 Euro. In der Kautschuk- und Kunststoffindustrie gibt es außerdem ein tarifliches Lohnplus. Bei vielen Beschäftigten jenseits der Branche bleibt aber weniger Netto übrig als gewohnt, weil auch die Sozialabgaben gestiegen sind. Zudem sind die Beitragsbemessungsgrenzen jetzt höher – also der Höchstbetrag des Bruttoeinkommens, bis zu dem Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung erhoben werden.

Der allgemeine Beitragssatz in der Krankenversicherung beläuft sich zwar weiter auf 14,6 Prozent vom Brutto. Aber der Zusatzbeitrag, den jede Kasse für sich festlegen kann, ist oft deutlich gestiegen. Bei den größten Kassen sieht es jetzt so aus: Techniker – 2,45 Prozent Zusatzbeitrag, Barmer – 3,29  Prozent, DAK – 2,8  Prozent. Wichtig zu wissen: Wer zu einer Kasse mit einem günstigeren Zusatzbeitrag wechselt, kann ganz einfach Geld sparen, auch der Betrieb profitiert davon. Und so ein Kassenwechsel ist schnell erledigt.

Für die Pflegeversicherung müssen alle Versicherten (und die Betriebe) ab Januar mehr zahlen, der Beitragssatz ist um 0,2 Prozentpunkte auf 3,6  Prozent gestiegen. Für Kinderlose liegt der Satz nun bei 4,2  Prozent vom Brutto: 2,4  Prozent zahlt der Beschäftigte, 1,8 Prozent der Betrieb, wie bei den Mitarbeitern mit Kindern auch. Arbeitnehmer mit mehreren Kindern zahlen etwas weniger an die Pflegekasse: Für jedes anrechenbare Kind unter 25  Jahren gibt es einen Abschlag von 0,25 Prozentpunkten.

In der Kranken- und Pflegeversicherung liegt die Beitragsbemessungsgrenze nun (wie fast jedes Jahr) etwas höher als zuvor, nämlich bei 5.512,50  Euro monatlich beziehungsweise 66.150  Euro jährlich. Durch diese Anhebung müssen Beschäftigte mit einem Einkommen über der früheren Beitragsbemessungsgrenze nun höhere Sozialbeiträge zahlen und haben entsprechend weniger Netto auf dem Konto. Auch die noch höher liegende Beitragsbemessungsgrenze für die Renten- und die Arbeitslosenversicherung ist gestiegen.

… Die Entlastung kommt aber noch

Im Januar also deutlich weniger Netto – aber: Das bleibt meistens nicht so! Denn Bundestag und Bundesrat haben kurz vor Weihnachten auch noch dem Abbau der „kalten Progression“ zugestimmt. Dabei geht es um eine schleichende Steuererhöhung: Angenommen, man hat in einem Jahr 2  Prozent Lohnplus und gleichzeitig 2  Prozent Inflation – dann hat man real ja nicht mehr im Geldbeutel. Man muss aber wegen des progressiven (mit dem Einkommen steigenden) Steuertarifs trotzdem etwas mehr Steuern zahlen als zuvor. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, wurden außer der Anhebung des Grundfreibetrags auch Eckwerte des Steuertarifs so nach oben verschoben, dass höhere Steuersätze jeweils erst später greifen: So bleibt netto mehr vom verdienten Geld übrig.

Diese Steuerentlastungen gelten zwar seit 1.  Januar 2025, aber auf dem Lohnzettel machen sie sich erst später bemerkbar, wahrscheinlich ab März. Das liegt einfach daran, dass die Lohnsteuer-Software erst noch entsprechend umprogrammiert werden muss. Die im Januar und Februar zu viel abgezogene Lohnsteuer wird dann rückwirkend erstattet. Das Januar-Netto auf dem Lohnzettel ist also erst mal nur ein Zwischenstand – ab April sollte dann alles stimmen.

Tariflöhne sind erneut gestiegen

Die Tariflöhne in der Kautschuk- und Kunststoff industrie sind zum 1. Januar 2025 erneut gestiegen, wie es im Tarifabschluss vom Februar 2023 vereinbart worden ist. Brutto gibt es nun 110 Euro mehr, bei Azubis sind es 55 Euro Lohnplus.

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