Branchen-News
Was die Branche im April bewegt
Start der Kautschuk-Tarifrunde, Kunststoffindustrie hofft auf Wachstum, leitende Polymere – die News
von Christine Haas

Start der Tarifrunde
Hannover. Für die rund 70.000 Beschäftigten der Kautschuk- und Kunststoffindustrie starten am 24. April in Hannover die Tarifverhandlungen zwischen der Arbeitgebervertretung ADK und der Gewerkschaft IG BCE. Ein weiteres Treffen ist für den 20. Mai angesetzt. Die IG BCE fordert 6,7 Prozent mehr Lohn bei zwölf Monaten Laufzeit sowie Verbesserungen bei Schichtarbeit und einen Mitgliederbonus. „Wir haben die Forderung zur Kenntnis genommen, aber zum einen ist sie in der Höhe schwer nachvollziehbar und zum anderen bringt die geforderte kurze Laufzeit den Unternehmen keine Planungssicherheit, die heute wichtiger denn je ist“, sagte Thomas Hofmann, Verhandlungsführer der Arbeitgeber.
Aktuelle Umfrageergebnisse des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie wdk zeigen zudem, dass über die Hälfte der Unternehmen 2023 Umsatzrückgänge verzeichneten – jedes sechste sogar über 10 Prozent. Ursache sei vor allem die schwache Nachfrage, besonders aus der Autoindustrie. Hofmann: „Wir brauchen einen Abschluss, der Beschäftigung nachhaltig sichert und unsere Wettbewerbsfähigkeit erhält. Ich wünsche mir daher, dass in den anstehenden Verhandlungen innovative und nachhaltige Ansätze diskutiert werden.“ Während Hofmann zum zweiten Mal verhandelt, führt Katharina Stiehler erstmals für die IG BCE die Gespräche.
Hoffen auf Wachstum
Frankfurt A. M. Der Abwärtstrend der kunststoffverarbeitenden Industrie hat sich 2024 fortgesetzt. Der Umsatz der Branche sank von 72,5 auf 69,4 Milliarden Euro, wie der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) bei seiner Jahres-Wirtschaftspressekonferenz Anfang März berichtete.
Schon im Vorjahr war der Umsatz zurückgegangen. Auch die Zahl der Beschäftigten sank von rund 319.000 auf 313.000. Für 2025 Jahr ist GKV-Präsidentin Dr. Helen Fürst optimistisch. „Unsere Industrie hat das Potenzial für Wachstum“, sagte sie. Nach zwei herausfordernden Jahren sei „der sprichwörtliche Silberstreif am Horizont“ allmählich sichtbar. Nötig sei, die Industrie von hohen Energiekosten zu entlasten und Bürokratie abzubauen. Weiteren Schwung erhofft sich die Branche von der Weltleitmesse der Kunststoffindustrie, der K 2025, die vom 8. bis 15. Oktober in Düsseldorf stattfindet.
Polymer leitet wie Metall
Dresden. Wissenschaftlern der Technischen Universität (TU) Dresden ist mit einem internationalen Forschungsteam ein Durchbruch bei leitfähigen Kunststoffen gelungen. Sie haben ein zweidimensionales leitendes Polymer entwickelt: Eine spezielle geordnete Form von Polyanilin (2DPANI) weist eine außergewöhnliche elektrische Leitfähigkeit und ein metallisches Ladungstransportverhalten auf. Es eröffneten sich neue Möglichkeiten, leistungsfähigere organische Elektronik zu entwickeln, hieß es von der TU. Leitende Polymere wie Polyanilin oder Polythiophen sind eine kostengünstige, leichte und flexible Alternative zu herkömmlichen Halbleitern und Metallen.
3D-Druck für Dichtungen
Hamburg. Die Fraunhofer-Einrichtung für Additive Produktionstechnologien (IAPT) will prüfen, welche Vorteile 3D-Druck bei der Herstellung von Silikondichtungen bietet. Geplant ist eine Machbarkeitsstudie, an der Unternehmen sich beteiligen können. Bislang werden Dichtungen meist mit konventionellen Methoden hergestellt. Die additive Produktion könnte spezifische Anforderungen aber besser und günstiger erfüllen.
Das IAPT rechnet mit wertvollen Erkenntnissen für die Zukunft der Dichtungstechnik. So könne sich die teure Herstellung von Werkzeugen für Prototypen mit additiver Produktion erübrigen. Die Teilnahme an der Studie lohne sich besonders für Unternehmen, die mit kleinen Stückzahlen kurzfristig auf Marktveränderungen reagieren oder individuelle Kundenwünsche erfüllen möchten.
Regieren, aber schnell
Hannover. Der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) dringt nach der Bundestagswahl auf eine schnelle Regierungsbildung. „Ein klarer Kurs in der Wirtschaftspolitik, ein glaubwürdiges Aufbruchsignal an unsere Unternehmen muss auf der Agenda der neuen Bundesregierung ganz oben stehen“, fordert ADK-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt. „Wir brauchen rasch eine handlungsfähige Regierung, die unideologisch und pragmatisch den Standort modernisiert und Rahmenbedingungen schafft, damit Deutschland als Industrienation wieder erfolgreich im globalen Wettbewerb mitmischt.“ Dazu zählten günstigere Energiekosten sowie geringere Steuern und Abgaben.
Schmidt forderte auch „ein wirksames Mittel gegen den drohenden Bürokratie-Infarkt“. Die Unternehmen erwarteten politische Verlässlichkeit und den Mut, über den Schatten der eigenen Wahlprogramme zu springen und das Notwendige anzupacken. „Die politische Aufgabenliste für die neue Bundesregierung ist lang, aber unser Industriestandort hat nicht die Zeit für monatelange Koalitionsgespräche“, so Schmidt. „Nahezu täglich gehen bei uns Arbeitsplätze und Wertschöpfung unwiederbringlich verloren.“ Es sei die Herausforderung, aber auch die Chance einer neuen Bundesregierung, die dringend benötigte Wirtschaftswende für den Standort einzuleiten.