Branchen-News
Was die Branche im Februar bewegt
Kunststoffmarkt unter Druck, starke Verpackungsexporte, Dunlop-Übernahme durch Sumitomo – die News
von Roman Winnicki

Turbulenzen am Kunststoffmarkt
Frankfurt. Die schwankende Industrieproduktion in der EU, insbesondere in Deutschland, hat die Nachfrage nach Kunststoffen im dritten Quartal 2024 spürbar beeinträchtigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sank die Produktion von Kunststoffrohstoffen im Vergleich zum Vorquartal um 2,4 Prozent. Positiv entwickelten sich die Erzeugerpreise: Sie fielen um 0,7 Prozent – ein Rückgang, der vor allem auf gesunkene Rohstoffkosten zurückzuführen ist. Dennoch schrumpfte der Branchenumsatz um 1,3 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro.
Auch der Außenhandel schwächelt: Laut dem Verband Plastics Europe Deutschland (PED) gingen die Exporte um 6,4 Prozentpunkte zurück, eine schnelle Erholung sei nicht in Sicht. „Besonders bedenklich ist aus meiner Sicht der Rückgang von Exporten und Investitionen, zwei Säulen der deutschen Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Christine Bunte, Hauptgeschäftsführerin des Verbands. Die Transformation zur klimaneutralen Kreislaufwirtschaft werde dadurch zusätzlich erschwert. Um die Branche zukunftsfähig zu machen, brauche es wettbewerbsfähige Energiepreise, weniger Bürokratie und gezielte Investitionen in Recycling- und Kreislauftechnologien, fordert der Verband.
Hoffnung für Verpacker
Bad Homburg. Die deutsche Kunststoffverpackungsbranche blickt vergleichsweise optimistisch ins neue Jahr – vor allem dank stabiler Exporte. Laut einer Umfrage der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen unter 92 Mitgliedsunternehmen rechnen 70 Prozent mit einer gleichbleibenden Nachfrage aus dem Ausland.
Mit einer Exportquote von 47 Prozent in den ersten drei Quartalen 2024 gehört die Branche zu den zehn exportstärksten des Verarbeitenden Gewerbes. Auch die Stimmung hellt sich auf: Nur noch 20 Prozent der Unternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft. Im Inland bleibt die Lage allerdings angespannt. Laut IK bewerten 70 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als schlecht – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorquartal. Bewegung gibt es auch auf dem Arbeitsmarkt. Der Anteil der Betriebe, die neue Stellen schaffen wollen, hat sich seit Anfang 2024 fast verdreifacht und liegt nun bei 11 Prozent – dem höchsten Wert seit 2022. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Unternehmen, die Stellen abbauen.
Dunlop geht an Sumitomo
Akron/USA. Goodyear hat den Verkauf der Marke Dunlop an Sumitomo Rubber Industries (SRI) für 701 Millionen US-Dollar bekannt gegeben. Die Transaktion umfasst geistiges Eigentum und Reifenbestände und ist Teil des Transformationsplans Goodyear Forward. SRI zahlt 526 Millionen US-Dollar für die Marke und 105 Millionen US-Dollar für Übergangsunterstützung. Zusätzlich übernimmt das Unternehmen Dunlop-Reifenbestände für 70 Millionen US-Dollar.
Goodyear-CEO Mark Stewart betont, dass der Verkauf eine stärkere Fokussierung auf die Kernmarken ermögliche und den Verschuldungsgrad reduziere. Bis Ende 2025 wird Goodyear weiterhin Dunlop-Reifen in Europa vertreiben und Lizenzgebühren erhalten. Danach wird das Unternehmen für fünf Jahre bestimmte Dunlop-Modelle an SRI liefern. Lkw- und Motorradreifen der Marke Dunlop in Europa und Ozeanien verbleiben bei Goodyear. Die Transaktion wird voraussichtlich Mitte 2025 abgeschlossen sein, vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen.
Azur fordert Klarheit
Willich. Die Allianz Zukunft Reifen (AZuR) drängt auf eine eindeutige gesetzliche Einstufung von chemisch recycelten Materialien aus Altreifen. Insbesondere recycelter Industrieruß (recovered Carbon Black – rCB) und Pyrolyse-Öl aus Altreifen (Tire Pyrolysis Oil – TPO) sollen nicht mehr als Abfall, sondern als Sekundärrohstoffe – also als wiedergewonnene Stoffe – gelten. rCB ist ein feines, schwarzes Pulver, das in der Reifenproduktion, in Kunststoffen oder als Farbpigment eingesetzt wird. TPO ist ein Öl, das als Rohstoff für die chemische Industrie oder zur Herstellung von Kraftstoffen verwendet werden kann. Beide Stoffe könnten fossile Rohstoffe ersetzen und so zur Kreislaufwirtschaft beitragen, doch EU-Vorschriften stehen dem im Weg.
Der Grund: Die EU-Abfallrahmenrichtlinie und die Chemikalienverordnung REACH sind nicht aufeinander abgestimmt. Während die eine verlangt, dass ein Stoff erst nach behördlicher Prüfung als Produkt gilt, macht die andere rCB und TPO zu registrierungspflichtigen Chemikalien-Abfälle sind davon aber ausgenommen. Die Folge: Rechtsunsicherheit für Unternehmen. „Die aktuelle Rechtslage behindert die Kreislaufwirtschaft in der Altreifenbranche“, warnt AZuR-Koordinatorin Christina Guth. Eine EU-weit einheitliche Regelung sei notwendig, um Investitionen zu sichern, Recyclingprozesse zu stärken und die Umweltziele der EU zu erreichen.