Standort Deutschland
Deutschlands Stärke(n)
Die Industrie ächzt unter teurer Energie, hoher Steuerlast, enormer Bürokratie – und fehlenden Aufträgen. Trotzdem gehören einige Branchen bis heute zu den besten der Welt
von Anja van Marwick-Ebner, Friederike Storz und Hans Joachim Wolter
Fahrzeugbau
Keine andere Nation führt weltweit mehr Kraftwagen aus als Deutschland, gemessen am Produktwert. 2023 betrug der Exportwert der Branche, die rund 780.000 Beschäftigte hat, 270 Milliarden Euro. Hersteller wie BMW, VW mit Audi und Mercedes-Benz stehen beispielhaft für „made in Germany“. Zulieferer wie Bosch, ZF oder Schaeffler sorgen dafür, dass auch in vielen ausländischen Fahrzeugen deutsche Wertschöpfung steckt.
Maschinenbau
Maschinen für 224 Milliarden Euro exportierte Deutschland 2023. Weltruf haben Firmen wie Bosch (Haushaltsgeräte), Siemens (Automatisierung, Medizin- und Gebäudetechnik), ZF (Getriebe), Trumpf (Lasermaschinen) oder Claas (Mähdrescher). Eine Thyssenkrupp-Tochter punktet mit Anlagen für klimaneutralen Zement, eine andere mit Elektrolyseuren für Wasserstoff. Die Branche bietet bei uns rund eine Million Jobs.
Pharma
Deutschland ist die „Apotheke der Welt“ und führte 2023 Pharmaprodukte im Wert von 113 Milliarden Euro aus. Biontech half Corona besiegen, Sanofi beliefert die Welt mit Insulin-Pens, GSK mit Grippeschutz – und so fort. Jeder sechste Umsatz-Euro geht in die Forschung, Schwerpunkt: Krebs. Boehringer Ingelheim, Bayer, Merck & Co bieten hierzulande mehr als 130.000 Arbeitsplätze.
Gummi/Kunststoff
Die Kunststoff- und Kautschukindustrie exportierte 2023 Waren im Wert von 54 Milliarden Euro. Weltweit stammt gut jedes zehnte Patent der Branche aus Deutschland. Besonders beeindruckend ist hierzulande die hohe Wertschöpfungstiefe von 61 Prozent: Von jedem Euro, der in ein Produkt fließt, werden 61 Cent in Deutschland erwirtschafet. Damit liegt der Industriezweig international auf Platz zwei.
Glas und Keramik
Zuletzt führte die Branche Waren für insgesamt 19 Milliarden Euro aus. Ein Exportschlager sind Autorückspiegel. 7,8 Millionen Tonnen Glas wurden hierzulande 2022 produziert. Dazu zählt Hightech wie Glaskeramik für Teleskope. Die Großen: Schott AG (Kochflächen, Augmented-Reality-Brillen), Gerresheimer (Spritzen), CeramTec (Keramik).
Chemie
Zum Who’s who zählen der weltgrößte Chemiekonzern BASF, Bayer (Agrarchemie), Henkel (Waschmittel, Klebstoffe) und Merck (Flüssigkristalle für Displays). Die Branche macht 60 Prozent vom Umsatz im Export. 2023 gingen Waren für 141 Milliarden Euro ins Ausland. Chemieunternehmen geben rund 350.000 Menschen in Deutschland Arbeit.