Debatte
Private Garten-Pools: Umweltsünde oder nicht?
Spaß für die Kinder und Erfrischung für die Erwachsenen: Ein Pool im Garten bereitet Freude. Aber ist so etwas in Zeiten der Dürre noch angemessen?
Pool geht auch nachhaltig
Die Sonne strahlt, man liegt entspannt im Liegestuhl, Freunde kommen zu Besuch – und wenn es zu heiß wird, hüpft man kurz ins kühle Wasser. Ein Pool im Garten ist die perfekte Erfrischung im Sommer.
Nun habe ich weder einen Garten noch einen Pool, aber ich kann gut verstehen, dass andere sich dieses Vergnügen gönnen. Kein riesiges Becken zum Bahnenziehen, sondern einen kompakten Aufstellpool. Gerade wenn die Tage immer heißer werden und kein Freibad im Ort vorhanden ist.
Eine Gefahr für die Wasserversorgung? Das stimmt so pauschal nicht. Die Knappheit von Wasser ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Ein allgemeines Verbot privater Pools wäre deshalb nicht angemessen. Zumal es gravierendere Probleme gibt – von der Wassernutzung insgesamt bis zu ineffizienten Systemen wie Rasensprengern, bei denen das meiste Wasser verdunstet, ehe es den Boden berührt.
So stimmt es denn auch nicht, dass Menschen ohne Pool zwangsläufig nachhaltiger leben. Womöglich nutzen sie im Haushalt deutlich mehr Wasser oder machen viele Fernreisen. Hier einseitig nach einem privaten Pool-Verbot zu rufen, scheint mir nicht besonders fair. Und eine Instanz, die im privaten Bereich derart detailliert über Gut und Böse urteilen würde, finde ich abschreckend.
Anders ist es natürlich in Zeiten und Regionen, in denen akute Wasserknappheit herrscht und an allen möglichen Stellen der Wasserverbrauch eingeschränkt werden muss. Hier sind temporäre offizielle Regeln durch die jeweiligen Kommunen angebracht.
Grundsätzlich aber lässt sich ein Pool durchaus verantwortungsvoll betreiben. Etwa, indem er mit Regenwasser befüllt wird statt mit kostbarem Trinkwasser. Deckt man ihn nach dem Baden mit einer Plane ab, verhindert man, dass das Wasser verdunstet. Und jedes Jahr ganz neu befüllt werden muss er auch nicht: Etwa zwei Drittel des Wassers lassen sich laut Fachleuten weiter nutzen, wenn sie gut aufbereitet werden. Selbst das Wasser, das aus dem Pool abgelassen wird, lässt sich nach einiger Zeit verwenden, um den Garten zu bewässern: Chlor, das vorher enthalten war, baut sich schnell ab.
Lebensnotwendiges zuerst
Trinkwassernotstand – was heißt das? Bäche, Flüsse, Weiher und Stauseen trocknen aus: Wasserlebewesen geraten in Gefahr. Die Grundwasserspiegel sinken und regenerieren sich nicht mehr. Brunnen versiegen. Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung stehen Pflanzen derzeit bundesweit unter Trockenstress oder sterben ab, weil es an pflanzenverfügbarem Wasser fehlt. Das Ringen um Trinkwasser findet nicht nur im staubigen Brandenburg statt – es betrifft seit Jahren viele Orte in ganz Deutschland.
Unter diesen Bedingungen versuchen betroffene Kommunen, die Versorgung zu gewährleisten. Sie regeln den Umgang mit Trinkwasser: Autos waschen, Springbrunnen betreiben, Gräber gießen – nein! Dabei sind die Mengen, die man damit einspart, relativ läppisch im Vergleich zum Fassungsvermögen von Garten-Pools. Riesenplanschis verschlingen locker 40.000 Liter Trinkwasser. Selbst in einen kleinen Pool mit etwa 10.000 Litern passt so viel, wie rund 80 Menschen am Tag verbrauchen. Ist das Wasser rar, liegt die Prio auf der Hand: Wasser für Natur und Menschen statt für den Pool.
Zumal sich darin im Nu Keime und Algen bilden. Ohne Wasser tauschen, filtern und/oder chemisch reinigen währt der Spaß nur kurz. Per Chlorzusatz wird aus Trinkwasser Schmutzwasser, das nicht mehr ohne Weiteres im Garten versickern darf! Garten-Pools stehen somit zu Recht auf der Liste der dürrebezogenen No-Gos. Für die Sommerabkühlung gibt es viele Lösungen mit weniger Wassereinsatz, von der Blitzdusche bis zum Minzcocktail unter Kastanien. Wasser ist kostbar geworden. In Lauenau (Niedersachsen), wo 2020 die Trinkwasserversorgung zusammenbrach, senkten die Menschen ihren Verbrauch auf ein Drittel – innerhalb eines Tages. Dass es aus dem Hahn nur noch tröpfelte und sie sich von der Feuerwehr versorgen lassen mussten, rüttelte sie auf. In diese Lage war Lauenau geraten, weil Bürgerinnen und Bürger in der Trockenheit mehr Wasser genutzt hatten, statt zu sparen. Rasensprenger und Pools waren ein zentraler Teil des Problems. Die abrupte Verhaltensänderung brachte Wasserbestand und -verbrauch wieder ins Gleichgewicht.
Inzwischen haben viele Kommunen Trinkwasserampeln. Bei Gelb ist Schluss mit Pools. Und wenn uns die eigene Kommune erklärt, wozu wir das knappe Gut wirklich brauchen, dann verstehen wir das auch fast alle – und machen mit beim Wassersparen.