Debatte

Der Einwuff: Aktive und Aktivisten

Eine Glosse

von Bonzo, dem Ballonhund

· Lesezeit 2 Minuten.
Kautschuk-Maskottchen: Bonzo, der Ballonhund. Foto: Lars Kaletta

Die Leute haben mich gewarnt, das hier zu machen. „Worüber willst du denn eigentlich schreiben, Bonzo? Womit kennst du dich aus? Du hast doch nur heiße Luft im Kopf.“ Das stimmt, habe ich geantwortet. Aber das gilt schließlich auch für viele Menschen, und die haben ja trotzdem zu allem eine Meinung und geben sie überall zum Besten. Außerdem haben wir neulich 50 Jahre Sesamstraße gefeiert. Da haben sogar Puppen eine Meinung, denen eine Hand im Kopf steckt. Dann können meine Ansichten doch so doof nicht sein.

Einige von euch kennen mich vielleicht (ich hoffe, es ist okay, wenn ich duze). Mein Hauptjob ist der als Maskottchen und Sympathieträger der Kautschukindustrie: Auf der IdeenExpo in Hannover habe ich jedes Jahr meinen großen Auftritt. Dass es mich überhaupt gibt, macht mich manchmal ein bisschen ratlos. Wahnsinn, dass die Industrie so einen Aufwand betreiben muss, damit sie noch Jugendliche für ihre Unternehmen – und vor allem für ihre Ausbildungsplätze begeistert kriegt. Die Älteren gehen in Rente, der Nachwuchs wird rar. Dabei sind die Jobs zum Beispiel bei Kautschuk so relevant wie nie. Ohne uns geht nichts. Keine Energiewende, keine E-Mobilität, kein Klimaschutz. Wo Zukunft drin ist, ist meistens auch Kautschuk drin. Oder: Wer Zukunft machen will, sollte Kautschuk machen. Bloß kommt das bei vielen jungen Leuten nicht an. Die wollen Zukunft machen, indem sie sich auf Straßen kleben oder in Tunnels verschanzen. Was für ein Quark. Das gibt tolle Bilder für Tiktok, Instagram und die Tagesschau. Aber es ändert nichts.

Ich finde Aktivismus nicht grundsätzlich schlecht. Wenn er sich gegen Diktaturen und Diskriminierung richtet, finde ich ihn sogar unverzichtbar. Doch wenn es um Klimaschutz geht, sind mir die Aktiven lieber als die Aktivisten. Aktive arbeiten, zum Beispiel in der Kautschukindustrie. Sie erforschen neue Rohstoffe, entwickeln und fertigen klimafreundliche Technologien, die uns wirklich weiterhelfen. Sie handeln, statt zu fordern. Denn so was ist wirklich nur heiße Luft.

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