Branchen-News
Was die Branche im Oktober bewegt
Kunststoffproduktion gestiegen, Fortschritt beim Recycling, PFAS-Alternativen in der Forschung – die News
von Uwe Rempe
Aufschwung mit Haken
Frankfurt. Plastics Europe Deutschland (PED), der Verband der Kunststofferzeuger, hat im zweiten Quartal 2024 einen Anstieg der Kunststoffproduktion in Deutschland registriert, um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Damit lag die Branche zum ersten Mal seit Anfang 2022 über dem Vorjahresniveau.
Das seien „erste Anzeichen einer Erholung, aber die strukturellen Probleme bleiben bestehen“, weiß Alexander Kronimus, kommissarischer Hauptgeschäftsführer des Verbands. Hohe Energie- und Rohstoffkosten, zu viel Bürokratie und lange Genehmigungsverfahren belasteten die Firmen. „Wenn es der Bundesregierung jetzt nicht gelingt, Deutschland als Industriestandort wettbewerbsfähig zu machen, werden sich dringend benötigte Investitionen der Unternehmen in die zirkuläre Transformation weiter verzögern.“
Conti glänzt nachhaltig
Hannover. Das Unternehmen Continental ist vom US-Magazin „Time“ und der Daten-Plattform Statista als eines der 500 nachhaltigsten Unternehmen der Welt im Jahr 2024 ausgezeichnet worden. Die Auswertung basiert auf einer Methodik, die „Time“ und Statista gemeinsam entwickelten. Sie bewerteten 5.000 Firmen anhand ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und -berichterstattung sowie mehr als 20 Schlüsselindikatoren, darunter Emissionsintensität, Energieverbrauch und Anteil erneuerbarer Energien. Continental erreichte 61,39 von 100 möglichen Punkten und damit Platz 265 im Ranking.
In der Kategorie Automobilindustrie gehört Conti zu den Top Ten. „Wir sind stolz darauf, dass unsere umfassenden Nachhaltigkeitsbemühungen durch unabhängige Rankings anerkannt werden“, sagt Jorge Almeida, Leiter Nachhaltigkeit des Reifenbereichs. Dieser stehe bei Conti besonders für innovative Technologien sowie nachhaltige Lösungen. Das reiche von der Beschaffung nachhaltiger Materialien über Design und Produktion bis hin zur Nutzungsphase und dem Recycling von Altreifen. Jedes Reifenwerk von Continental arbeitet zudem an Lösungen, um bis spätestens 2040 klimaneutral zu produzieren.
ETH optimiert Recycling
Zürich. Wissenschaftlern der ETH Zürich ist es gelungen, das chemische Recycling von Kunststoffen einen entscheidenden Schritt voranzubringen. Die Zürcher Arbeitsgruppe um Javier Pérez-Ramírez, Professor für Katalyse-Engineering, hat dafür zudem eine spezielle Formel entwickelt. „Die Kunststoffschmelze ist 1.000-mal dickflüssiger als Honig. Entscheidend ist, wie man sie im Tank umrührt, damit das Katalysatorpulver und der Wasserstoff wirklich überall hinkommen“, erklärt Antonio José Martín, Wissenschaftler in der Gruppe von Pérez-Ramírez.
In Experimenten und Computersimulationen zeigte das Team: Die Kunststoff-Masse wird am besten mit einem Rad gerührt, dessen Flügel parallel zur Achse liegen. Den Forschern ist es außerdem geglückt, den gesamten Prozess des chemischen Recyclings mit allen Parametern in einer mathematischen Formel zu beschreiben. Damit sei es Wissenschaftlern überall möglich, den Einfluss der Rührer-Geometrie und der Drehzahl präzise zu berechnen.
Lassen sich PFAS ersetzen?
Freiburg. Die Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, sogenannte PFAS, steht in der Kritik. In den USA tritt 2026 eine Meldepflicht in Kraft, Europa erwägt ein umfassendes Verbot. Besonders kritisch wäre ein Verbot von Fluorpolymeren, denn diese Werkstoffe lassen sich aktuell nicht ersetzen. Verbotsauswirkungen haben das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) mit Materialexperten der Freudenberg-Gruppe untersucht.
Die aktuelle Studie schließt, dass vor allem Fluorpolymere in der Dichtungsindustrie unersetzbar sind. Sie kommen in vielen Anwendungen zum Einsatz, darunter in Kompressoren, Motoren, Getrieben, Antriebssystemen sowie in der Hydraulik und der Nahrungs- und Getränkeindustrie. Ein Zeitplan für eine europäische PFAS-Regelung besteht noch nicht, jedoch bereitet sich die Industrie vor. Bei Freudenberg Sealing Technologies etwa wird intensiv am Thema Ersatzstoffe geforscht.
EUDR in der Warteschleife
Brüssel. Die EU-Entwaldungsverordnung EUDR wird um ein Jahr verschoben. Ursprünglich sollte das Regelwerk ab 2025 verhindern, dass Güter die EU erreichen, für deren Herstellung Wald gerodet wurde. Es geht dabei um Rohstoffe wie Soja, Palmöl, Kakao, Kaffee, Rindfleisch und Kautschuk sowie daraus hergestellte Produkte wie Lederwaren oder Reifen.
Massiver Widerstand vonseiten der Rohstoff-Importeure und Lebensmittelhersteller sowie aus Politik und Regierungen von Produzentenländern führten nun zum Umdenken. Die EUDR mit ihren umfassenden Nachweispflichten sei so nicht umsetzbar, hieß es allseits. Nach den Änderungen gilt, dass große Unternehmen erst von Ende 2025 an und Klein- und Kleinstunternehmen nach Juni 2026 nachweisen müssen, dass ihre Lieferketten nicht auf Entwaldung beruhen.