Branchen-News

Was die Branche im März bewegt

Krise in der Gummi- und Kunststoffindustrie, Bau eines Pyrolysewerks und Würmer, die Plastik abbauen – die News

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Gummibranche strauchelt

Frankfurt A. M. Der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk) schlug Alarm bei der Vorstellung der Branchen-Jahresbilanz 2023: „Der Produktionsrückgang zeigt ganz deutlich, dass außereuropäische Unternehmen mittlerweile zunehmend Marktanteile zulasten der qualitätsorientierten und bürokratiebelasteten heimischen Industrie gewinnen“, warnte wdk-Präsident Michael Klein Ende Februar. Deshalb müsse die Bundesregierung rasch handeln.

Angesichts sinkender Produktionszahlen in der deutschen Kautschukindustrie fordert der wdk die Politik zum Handeln auf.

Angesichts sinkender Produktionszahlen in der deutschen Kautschukindustrie fordert der wdk die Politik zum Handeln auf.

„Wir brauchen niedrigere Unternehmenssteuern, wettbewerbsfähige Energiepreise, weniger Bürokratie und endlich eine flächendeckend funktionierende Marktüberwachung.“ Die deutsche Kautschukindustrie sei die mittelständische Referenzbranche in Deutschland. „Wenn in unserer Branche Produktion und Beschäftigung in einem nachhaltigen Trend zurückgehen, dann ist das ein Seismograf für die künftige Entwicklung im gesamten industriellen Mittelstand.“

Nach den vorliegenden Zahlen für 2023 bleibe die Kostenbelastung der Firmen trotz sinkender Energie- und Rohstoffpreise auf einem historisch hohen Niveau. Selbst ein Zuwachs des Branchenumsatzes von gut 10 Prozent – bei sinkenden Mengenabsätzen – reiche nicht zur vollständigen Kompensation. Die Ertragslage in der Branche bleibe zudem überaus angespannt.

Kunststoff in der Krise

Berlin. Der Umsatz der kunststoffverarbeitenden Industrie in Deutschland ist im Jahr 2023 geschrumpft. Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) berichtete Mitte Februar auf seiner Jahrespressekonferenz, dass der Branchenumsatz um 6 Prozent auf 72,5 Milliarden Euro gesunken ist. Dramatisch ist der Umsatzrückgang im Inland: Dort seien mit einem Umsatz von 42,3 Milliarden Euro fast 10 Prozent Geschäft verloren gegangen. Das Auslandsgeschäft blieb in etwa gleich.

Teilnehmende der GKV-Jahrespressekonferenz. Foto: Sven Weihe, pro-K

Teilnehmende der GKV-Jahrespressekonferenz. Foto: Sven Weihe, pro-K

Hauptgeschäftsführer Oliver Möllenstädt erläuterte: „Wir haben eine Konjunkturschwäche in Deutschland.“ Diese Feststellung spiegelt sich in der Umfrage des GKV bei den Mitgliedsfirmen: Die rund 200 befragten Unternehmen verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr überwiegend rückläufige Umsätze und Betriebsergebnisse. 45 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten einen weiteren Umsatzrückgang, im Durchschnitt um 8 Prozent.

„Angesichts der Umsatzentwicklung und der Unsicherheit über die Rahmenbedingungen im Industrieland Deutschland haben viele Kunststoffverarbeiter 2023 ihre Investitionen reduziert“, machte Möllenstädt weitere Konsequenzen klar. 35 Prozent der Unternehmen investierten weniger als im Jahr 2022. Auch 2024 seien hier kaum Impulse zu erwarten.

Pyrum setzt aufs Saarland

Perl-Besch. Der Gemeinderat von Perl-Besch im Saarland hat Anfang Februar 2024 mit großer Mehrheit dem Bebauungsplan für das Grundstück des neuen Werks der Pyrum Innovations AG zugestimmt. Damit ist die Voraussetzung geschaffen, dass das Unternehmen mit seiner weltweit patentierten Pyrolysetechnologie auch am neuen Standort Altreifen nachhaltig recycelt.

Das Stammwerk von Pyrum in Dillingen. Foto: Pyrum

Das Stammwerk von Pyrum in Dillingen. Foto: Pyrum

Pyrum plant, zum Ausbau der Produktionskapazitäten in Perl-Besch bis Ende 2025 ein neues Pyrolysewerk nach dem Vorbild der Anlage am Stammwerk in Dillingen zu bauen, mit einer Kapazität von 20.000 Tonnen Altreifen im Jahr. Für den Betrieb wurde bereits Anfang Januar die 100-prozentige Tochtergesellschaft „Pyrum GreenFactory II GmbH“ gegründet. CEO Pascal Klein betonte: „Wir drücken weiterhin aufs Tempo.“ Mit dem Neubau soll noch im zweiten Halbjahr 2024 begonnen werden.

Würmer bauen Plastik ab

Singapur. Wissenschaftler der Nanyang Technological University (NTU Singapore) haben durch die Fütterung von Würmern mit Kunststoffen und die Kultivierung von Mikroben in deren Eingeweiden eine neue Methode zur Beschleunigung des biologischen Abbaus von Kunststoffen entwickelt. Die Forscher nutzten dafür die Larven des Schwarzkäfers. Ihr Darm enthält Bakterien, die gängige Plastiksorten abbauen können.

Schwarzkäfer-Larven bauen Kunststoffe ab. Foto: NTU

Schwarzkäfer-Larven bauen Kunststoffe ab. Foto: NTU

Ein gangbarer Weg: Die Darmbakterien des Wurms werden isoliert und in Flaschen bebrütet, die synthetische Nährstoffe und verschiedene Kunststoffarten enthalten, sodass ein künstlicher „Wurmdarm“ entsteht. In den nächsten Schritten wollen die Forscher verstehen, wie die Bakterien im Darm des Superwurms die Kunststoffe auf molekularer Ebene abbauen. Das Verständnis dieses Mechanismus wird den Wissenschaftlern helfen, kunststoffabbauende Bakteriengemeinschaften zu entwickeln, um Plastik in Zukunft effizient abbauen zu können.

Für beste Sicht ins Weltall

Kassel. Die Hübner-Gruppe mit Hauptsitz in Kassel entwickelt und fertigt Silikondichtungen für das voraussichtlich 2029 in der Atacama-Wüste im Hochland von Chile in Betrieb gehende „Giant Magellan Telescope“. Diese werden wie aufblasbare Ringe um die Spiegel gelegt und schützen die darunterliegende Mechanik und Elektronik.

Neuer Blick ins Universum ab 2029. Foto: GMTO Corporation

Neuer Blick ins Universum ab 2029. Foto: GMTO Corporation

Ab 2027 wird Hübner insgesamt sieben extrem lange Silikon-Dichtungen ausliefern. Federführend bei dem anspruchsvollen Kooperationsprojekt ist das Hübner- Kompetenzzentrum Silicone im brandenburgischen Ortrand.

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