Branchen-News
Was die Branche im Januar bewegt
Die Kunststoff- und Kautschukproduktion in NRW sinkt, Covestro testet das Elastomer-Recycling und Conti spaltet sich auf – die News
von Roman Winnicki
NRW: Rückgang bei Kunststoffen
Düsseldorf. Die Produktion von Kunststoffen und synthetischem Kautschuk in Nordrhein-Westfalen ist 2023 deutlich zurückgegangen. Wie das Statistische Landesamt IT.NRW mitteilt, sank die Gesamtproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent auf 5,5 Millionen Tonnen. Davon entfielen 95 Prozent (5,2 Millionen Tonnen) auf Kunststoffe und 5 Prozent (279.200 Tonnen) auf synthetischen Kautschuk, der vor allem für Autoreifen verwendet wird.
Der Wert der hergestellten Waren fiel im Vergleichszeitraum um 20 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Damit trugen die nordrhein-westfälischen Betriebe 36,5 Prozent zum bundesweiten Produktionswert von 27,9 Milliarden Euro bei. Im ersten Halbjahr 2024 zeigte sich eine leichte Erholung: Nach vorläufigen Zahlen stellten die NRW-Betriebe 3,0 Millionen Tonnen Kunststoffe und Kautschuk her – ein Plus von 4,9 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023. Der Wert der produzierten Waren sank jedoch um 3,7 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.
Covestro baut Recyclinganlage
Leverkusen. Covestro baut in Leverkusen eine Pilotanlage für das Recycling von Elastomeren. Mit der Investition in zweistelliger Millionenhöhe soll ein neuartiges chemisches Recyclingverfahren für Vulkollan entwickelt werden. Typische Anwendungen für das Elastomer sind Räder für Gabelstapler, Stoßelemente in Eisenbahnen oder Anschlagpuffer in Autos.
Mit dem neuen Verfahren können über 90 Prozent des Altmaterials wiederverwertet und der CO2-Fußabdruck kann im Vergleich zu Neumaterial um bis zu zwei Drittel reduziert werden. „Die Investition in die Pilotanlage und damit unser Engagement, die Machbarkeit des Recyclings von Elastomeren zu demonstrieren, zeigt unser klares Bekenntnis zu zirkulären Lösungen“, so Dr. Thomas Braig, Leiter der Business Unit Elastomers. Im Gegensatz zu herkömmlichen mechanischen Recyclingmethoden zerlegt das chemische Verfahren das Material in seine chemischen Bausteine, um gereinigte Monomere zu gewinnen, die für die Herstellung neuer Produkte verwendet werden können. Die Pilotanlage soll eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung des Recyclingverfahrens über den Labormaßstab hinaus spielen, indem der Prozess mit verschiedenen Abfallströmen und unterschiedlichen Altmaterialien getestet wird.
Mehr Tempo für Rezyklate
Bad Homburg. Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) hatte sich 2018 das Ziel gesetzt, bis 2025 eine Million Tonnen Rezyklate oder biobasierte Kunststoffe einzusetzen. Eine aktuelle Studie im Auftrag der IK zeigt jedoch, dass dieses Ziel schwer zu erreichen ist. Der Einsatz von Rezyklaten in Kunststoffverpackungen ist seit 2021 um 24 Prozent auf 580.000 Tonnen gestiegen, was vor allem auf den Anstieg der aus Abfällen recycelten Kunststoffe – sogenannter Post-Consumer-Rezyklate (PCR) – von 369.000 Tonnen auf 470.000 Tonnen zurückzuführen ist.
Trotz dieser Fortschritte betont IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt, dass eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Politik, Industrie und Verbrauchern notwendig ist, um die Ziele zu erreichen. Die Studie zeigt, dass der Rezyklatanteil bei Kunststoffverpackungen zwar auf 15 Prozent gestiegen ist, die PCR-Einsatzquoten aber in vielen Bereichen unter den EU-Zielen für 2030 liegen: Insbesondere bei kontaktempfindlichen Verpackungen (Lebensmittel, Körperpflege)ist der Anteil mit weniger als 1 Prozent weit von den geforderten 10 Prozent entfernt. Immerhin haben die Mengen an biobasierten Kunststoffen erstmals die 2-Prozent-Marke überschritten und machen laut Studie nun 2,2 Prozent der verarbeiteten Menge aus.
Conti plant Aufspaltung
Hannover. Continental verfolgt einen wichtigen Schritt zur Neuausrichtung seines Geschäfts: Der Konzern will seine Automotive-Sparte ausgliedern. Angedacht ist eine Abspaltung und separate Börsennotierung des Autozuliefergeschäfts, das künftig unter einer neuen Marke auftreten wird. Der Aufsichtsrat von Conti wird im März über den Beschluss abstimmen. Danach folgt das Votum der Aktionäre bei der Hauptversammlung am 25. April 2025.
Das neue Unternehmen soll von Philipp von Hirschheydt geführt werden, der bereits seit Mai 2023 die Automotive Division von Continental leitet. Dieser Schritt soll dem Konzern helfen, fokussierter und agiler zu werden, insbesondere in Zeiten des industriellen Wandels. Gleichzeitig wird der Verkaufsprozess für die ContiTech-Sparte Original Equipment Solutions (OESL) eingeleitet. Der auf Kautschukprodukte für Automobilhersteller spezialisierte Geschäftsbereich wird sich künftig stärker auf Industriekunden konzentrieren. Der Verkaufsprozess für OESL wird voraussichtlich im ersten Quartal 2025 starten.