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Arbeiten bei Mondschein

Wenn die einen schon schnarchen, beginnt für die anderen die Nachtschicht: Nachtarbeit hat finanzielle Vorteile – ist aber herausfordernd

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Hamburg. Antreten, wenn andere sich aufs Kissen kuscheln, Feierabend machen, wenn die Sonne aufgeht: So leben rund 4 Prozent der Erwerbstätigen, sie leisten regelmäßig Nachtarbeit. In mehr als jedem zehnten Unternehmen wird rund um die Uhr gearbeitet – in vielen Branchen geht es nicht anders.

Schöner Bonus für späte Stunden

Finanziell können sich Nachtschichten lohnen: Wenn nichts anderes vereinbart ist, gibt es in den Kautschukbetrieben laut dem Arbeitgeberverband ADK für Nachtarbeit zwischen 0 und 4 Uhr ein sattes Viertel des Bruttostundenlohns obendrauf – also 25  Prozent des Lohns vor Abzug von Steuern und Abgaben. Bei Dauernachtschicht können es auch 27  Prozent sein. Diese Zuschläge sind steuerfrei. 

Neben dem Extra beim Gehalt gibt es noch weitere Vorteile, die Schichtarbeit interessant machen: Man hat oft tagsüber frei und kann vieles in Ruhe erledigen, was sonst für Berufstätige schwierig ist – Behördengänge, Arztbesuche, Einkäufe und so fort. Und die Freizeit lässt sich generell entspannter nutzen, etwa in untertags leeren Schwimmbädern, die abends oder am Wochenende gerne brechend voll sind. Die andere Seite der Medaille: Schichtarbeit und speziell Nachtarbeit zehren an den Kräften. Denn unser Organismus ist eigentlich nicht dafür geschaffen.In der Dunkelheit fährt er runter und schaltet auf Schlaf, bei Tageslicht dagegen auf Aktivität. Nachtarbeiter leben entgegen diesem natürlichen Rhythmus. Junge Menschen stecken das besser weg, mit der Zeit kann es aber die Gesundheit beeinträchtigen – wenn man nicht gezielt auf sich achtet.

Ein entscheidender Faktor dabei ist die persönliche Situation, erklärt die Techniker Krankenkasse  (TK) in ihrer Broschüre „Wann ist Schicht?“. So wird Nachtarbeit als weniger belastend empfunden, wenn sich der Betroffene freiwillig dafür entschieden hat. Und wenn Partner und Familie die Umstände akzeptieren und unterstützend wirken. Das Schichten fällt zudem leichter, wenn auch das Essen entsprechend getaktet ist: Zur Hauptmahlzeit sollte man erst nach dem Tagschlaf greifen. Vor und während der Nachtschicht gehören nur leichte warme oder kalte Mahlzeiten auf den Speiseplan: Üppiges Essen macht schläfrig!

Für guten Schlaf auch am Tag sorgen

Um in Nachtschichtphasen auch tagsüber gut zu schlafen, hat die TK hilfreiche Tipps. So sollte Ruhe im Schlafzimmer herrschen: Telefon und Türklingel ausschalten, gegebenenfalls Ohrstöpsel nutzen – und das Handy aus dem Raum verbannen. Es hilft auch, sich an feste Schlafzeiten und beruhigende Rituale wie das Trinken von Milch oder Zähneputzen zu halten. Auch der Verzicht auf Kaffee und Alkohol sowie auf Fernsehen oder Computerspiele vor der Bettruhe fördern den Schlaf.

Um die Belastung durch Nachtschichten zu minimieren, empfiehlt das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft gesundheitsfreundliche Schichtpläne. Dazu gehört etwa, nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander zu arbeiten. Außerdem kurze Schichtblöcke von idealerweise zwei Schichtarten hintereinander zu planen: Die Umgewöhnung beim Schlafrhythmus fällt dann leichter. Und die Schichtblöcke in der Vorwärtsrotation zu wechseln, also: Nachtschicht – Frühschicht – Spätschicht. Die genaue Umsetzung liegt natürlich in der Hand des Unternehmens.

Übrigens: Schichtarbeiter haben Anspruch auf eine regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchung – unter 50-Jährige alle drei Jahre, ab 50 Jahre dann jedes Jahr. 

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