Ausbildung

Schön, dass du da bist!

Eine fehlende Willkommenskultur kann Azubis schnell vergraulen. Recruiting-Expertin Felicia Ullrich gibt fünf einfache Tipps, wie das verhindert und der Berufseinstieg erleichtert werden kann

von Isabel Link

· Lesezeit 4 Minuten.
Wichtiger denn je: Ein gutes Willkommensgefühl hilft jedem Azubi, sich im Betrieb wohl zu fühlen. Foto: auremar – stock.adobe.com

Solingen. Knapp ein Sechstel der Ausbildungen in Deutschland wird im ersten Ausbildungsjahr abgebrochen oder gar nicht erst angetreten. Eine der Hauptursachen: das Gefühl, im neuen Betrieb nicht willkommen zu sein. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, wie Kolleginnen und Kollegen dem Nachwuchs vom ersten Tag an vermitteln können, dass es sich lohnt, zur Arbeit zu kommen. 

Der Onboarding-Tag kann noch so toll gelaufen sein – kommt die neue Auszubildende in die Fachabteilung und wird dort mit einem Augenrollen und dem gemurmelten Spruch „Och nee, schon wieder ein Azubi“ begrüßt, wird ihr die Lust am ersten Job und an der Firma sicher ganz schnell vergehen. Felicia Ullrich kennt das aus eigener Erfahrung. Die geschäftsführende Gesellschafterin des U-Form Verlags, der sich auf Azubi-Recruiting spezialisiert hat, gehört zur Babyboomer-Generation und erinnert sich an schreckliche erste Wochen in ihrer Ausbildung. „Ob sich jemand vom ersten Tag an im Unternehmen willkommen fühlt oder nicht, ist von allen abhängig. Nicht nur vom Chef und der Ausbildungsleitung“, sagt sie. 

Und dieses Willkommensgefühl ist wichtiger denn je. Nicht nur, weil es schwieriger geworden ist, auf dem hart umkämpften Ausbildungsmarkt überhaupt noch geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Sondern auch, weil diese um ihren Wert wissen und viel eher bereit sind, eine Stelle zu kündigen oder gar nicht erst anzutreten, wenn sie sich nicht wohlfühlen. Doch was können Beschäftigte tun, um neuen Kolleginnen und Kollegen zu zeigen, dass sie willkommen sind? Ullrich hat fünf Tipps:  

Namensschilder tragen  „Wir kennen das von uns selbst: Wenn wir irgendwo neu sind, können wir uns auch nicht jeden Namen auf Anhieb merken.“ In Ullrichs Verlag tragen deshalb alle in den ersten zwei Wochen, in denen neue Kollegen anfangen, Aufkleber mit Namen und Funktion. So gibt es keine peinlichen Situationen für die Azubis, weil sie den Namen ihres Gegenübers vergessen haben. 

Interesse zeigen  Gerade junge Menschen sind in der Arbeitswelt noch sehr unsicher. Für sie ist alles neu: der Betrieb, die Leute, das Arbeitsleben überhaupt. Deshalb sollte man nicht erwarten, dass die Auszubildende von sich aus auf die Alteingesessenen zugeht. „Gehen Sie stattdessen auf sie zu, stellen Sie sich vor und wechseln Sie ein paar nette Worte mit ihr. Das nimmt ihr die Scheu“, rät Ullrich. Ein weiterer Tipp: Bei dieser Gelegenheit kann man gleich klären, ob man künftig mit Sie oder Du angesprochen werden möchte.

„Ob sich jemand vom ersten Tag an wohlfühlt oder nicht, ist von allen abhängig“
Felicia Ullrich, Geschäftsführerin beim U-Form Verlag

Arbeitsplatz vorbereiten  Ach, heute kommt ja der neue Azubi … Was machen wir denn mit dem? Und hat eigentlich jemand einen PC-Zugang für ihn beantragt? Nichts ist unangenehmer, als wenn ein Azubi am ersten Tag das Gefühl hat, nur ein Störfaktor zu sein. Besser: Im Vorfeld einen Arbeitsplatz und alle notwendigen Zugänge einrichten und klären, welche Aufgaben der Neue in den ersten Tagen übernehmen kann. Bonuspunkte gibt es für ein freundliches „Willkommen“-Schild oder ein kleines Geschenk am Arbeitsplatz. 

Sich als „Buddy“ anbieten  Azubis haben oft Hemmungen, ältere oder höhergestellte Kolleginnen und Kollegen nach vermeintlich banalen Dingen zu fragen. Zum Beispiel, wo man den Speiseplan für die Kantine findet, wie das mit der Berufsschule läuft oder bei wem man sich im Krankheitsfall abmelden muss. Hier hilft ein Ausbildungs-„Buddy“, der alle Fragen beantwortet. 

Mit Rat und Tat zur Seite stehen  Der Generation Z wird oft nachgesagt, sie sei besonders unselbstständig. Das ist zum Teil richtig, liegt aber selten an den Jugendlichen selbst. Denn die Eltern nehmen ihnen viele Aufgaben von vornherein ab, und in der Schule wird wenig lebenspraktisches Wissen vermittelt. Statt also die Nase zu rümpfen, weil die Auszubildende nicht weiß, wie man eine Krankenversicherung abschließt oder sich im Berufsleben angemessen kleidet, sollte man ihr helfen, diese Wissenslücken zu schließen. Am besten in einer entspannten Atmosphäre und in einem freundlichen Ton. 

Weitere Tipps, wie man Azubis den Start ins Berufsleben erleichtern kann, hat der U-Form Verlag in der neuen Ausgabe seines Ausbildermagazins „Erfolg“ zusammengefasst. Unser Link führt direkt dorthin. 

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