Ausbildung
Ausbildung ist Vertrauenssache
Bei Polyform wird nicht nur Schaumstoff geformt, sondern auch die Zukunft. Der Familienbetrieb setzt auf den eigenen Nachwuchs – und fördert damit Fachkräfte in ländlicher Umgebung
von Werner Fricke
Rinteln. Die Firma Polyform ist mehr als ein Schaumstoffverarbeiter. Wenn der DFB-Pokal auf Reisen ging oder Helene Fischer anspruchsvolle Weihnachtsgeschenke zu transportieren hatte: Häufig waren es die Verpackungsspezialisten an der Weser, die zum Einsatz kamen. Das waren jedoch besondere Ausnahmen. Im Alltagsbetrieb werden Lösungen für die Industrie- und Medizintechnik oder für Konsumgüter gefertigt. Präzision ist dabei das Fundament der Arbeit der gut 240 Mitarbeitenden.
Kein Wunder, sind doch die Kunden der Firma in Branchen aktiv, in denen es ganz besonders auf Sorgfalt und Genauigkeit ankommt. Zum Produktportfolio zählen Maßanfertigungen für wertvolle Elektro- oder Medizintechnik, Koffereinlagen und Warenträger. Wichtig ist Polyform, möglichst alle Register seines Könnens zu ziehen.
„Mit anspruchsvollen und vielschichtigen Fertigungstechnologien realisieren wir dies“, erklärt Personalleiter Carsten Klostermann. „Dazu benötigen wir Mitarbeiter, für die Präzision oberste Priorität hat.“
Früher waren dies oftmals Anlernkräfte für Helfertätigkeiten. Doch das hat sich stark gewandelt. Die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeitenden sind deutlich gestiegen.
Deshalb halten die Ausbildenden des Betriebs engen Kontakt zu den umliegenden Schulen, um die Schülerinnen und Schüler frühzeitig für eine Karriere bei Polyform zu begeistern. „Als Familienunternehmen bauen wir sehr auf Weiterempfehlung im Freundes- und Verwandtschaftskreis“, sagt Klostermann und stellt beim Betriebsrundgang Florian Hoppe vor.
Der 17-Jährige lernt Fachkraft für Lagerlogistik. „Mein Onkel arbeitet schon viele Jahre für Polyform. Zu Hause hat er oft von seiner Arbeit erzählt, da habe ich mich hier auch beworben.“
Weite wege für Azubis
Doch die Bedingungen für Azubis im ländlichen Raum sind schwierig. Bis zu seiner Berufsschule muss Florian Hoppe ins 25 Kilometer entfernte Stadthagen. Da er noch kein eigenes Auto hat, ist er lange mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs – anderthalb Stunden hin, anderthalb Stunden zurück. „Früher mussten unsere Auszubildenden manchmal bis Hannover pendeln.
Dank der tollen Kooperation mit der örtlichen Berufsschule, die Ausbildungsbetriebe vernetzt und so nah gelegene Bildungsangebote geschaffen hat, sind wir sehr erleichtert“, sagt Klostermann. Der Personalchef hält es für extrem wichtig, dass die Rahmenbedingungen insbesondere für Mittelständler abseits der Ballungsräume weiter verbessert werden. „Das gehört für uns mit zur Standortqualität.“
Vom Praktikum zur Karriere
Elf Auszubildende beschäftigt Polyform in kaufmännischen und Fertigungsberufen. Schaumstoffverarbeiter ist kein Berufsbild. In der Vergangenheit wurden deshalb vorzugsweise Holzmechaniker und Tischler aus der Möbelindustrie eingestellt, weil es eine große Nähe zu deren Fertigungstechnologien gibt. Heute versucht der Betrieb verstärkt selbst auszubilden, seit es entsprechende Ausbildungsberufe in der Kunststoff-, Kautschuk- und Metallindustrie gibt.
Um den Bewerbern die Vorteile eines Familienunternehmens aufzuzeigen, nutzt Polyform viele sich bietende Möglichkeiten in der Region. „Wir gehen in die Schulen, präsentieren uns auf Messen, bieten Praktika. Momentan arbeiten wir an einer zu uns passenden Strategie, um auch in sozialen Medien präsent zu sein“, erzählt Klostermann.
Bewerber machen sich oft durch eine Schnupperlehre mit dem Unternehmen vertraut, so wie die 17-jährige Annika Bierwirth. „Ich bin hier in Rinteln zur Schule gegangen und habe über ein Praktikum Polyform kennengelernt“, berichtet die angehende Industriekauffrau.
In jedem Ausbildungsbereich gibt es Ausbildungsbeauftragte als Anlaufpunkt und auch überbetrieblich werden die Azubis auf die Prüfungen vorbereitet, damit, wie der Personalchef unterstreicht, sie „mit einer möglichst guten Zensur bestehen“.
Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden, der Gesellschaft wie auch der Umwelt hat für Polyform heute einen hohen Stellenwert. „Es ist gut so, dass junge Leute jetzt viel kritischer sind, wenn es um Fragen des Umweltschutzes geht“, so der Personalleiter. Recycling sei längst selbstverständlich. Und wann immer möglich, seien Biomaterialien zu prüfen. Klostermann betont: „Vertrauen und beständiges Miteinander sind Kern unserer Identität als mittelständisches Familienunternehmen.“