Qualifizierung und Weiterbildung
Lernen lohnt sich immer!
In der Kunststoff- und Kautschukindustrie ist lebenslanges Lernen ein Muss. Wer sich bildet, findet neue Karrierewege und ist für die Anforderungen von morgen gerüstet
von Werner Fricke
Hannover. In seiner Freizeit begeistert sich Robin Thaler vor allem für die Leichtathletik. Mittel- und Langstrecke sind seine Disziplinen. Anspruchsvoll muss es sein. Ausdauer und Schnelligkeit dosiert er besonders gerne. „Das hat mir auch im Studium sehr geholfen“, sagt er. Gerade hat er seine Weiterbildung zum Kautschuk- und Kunststofftechniker mit der Note 1,6 abgeschlossen. Das hat die Juroren des Arbeitgeberverbands der deutschen Kautschukindustrie (ADK) überzeugt: Er und zwei weitere Absolventen erhalten den Preis der deutschen Kautschukindustrie, der mit jeweils 1.000 Euro dotiert ist.
Mit Konzentration und dem richtigen Timing – wie beim Leichtathletiktraining – hat Thaler das zweijährige Studium in Angriff genommen. „Manchmal war es hart, aber es ist zu schaffen“, sagte er bei der Preisverleihung. Der gelernte Verfahrensmechaniker ist grundsätzlich optimistisch: Zwar hat er noch keinen neuen Job, aber die richtige Einstellung. „Der findet sich, da bin ich mir ganz sicher“, so der Absolvent. An der Technikerschule in Gelnhausen hat Thaler gelernt, projektorientiert zu arbeiten. Zwei Jahre dauert das Studium in Vollzeit und endet mit dem Abschluss „Staatlich geprüfter Techniker“. „Der Maschinenpark in der Schule ist der Hammer“, findet Thaler. Jeder namhafte Maschinenbauer habe der Schule eine Anlage zur Verfügung gestellt, damit die angehenden Techniker daran lernen können.
Warum ist Weiterbildung wichtig?
Die Kautschukindustrie bietet aber nicht nur praktische Weiterbildungsmöglichkeiten wie an der Technikerschule, sondern auch wissenschaftlich fundierte Programme. Doch warum sollte man sich dafür entscheiden? „Es gibt viele gute Gründe, sich in der Kautschukindustrie weiterzubilden“, sagt Olaf Brandes, Bildungsexperte beim Arbeitgeberverband. „Die Kautschukindustrie ist eine Hightech-Branche, deren Produkte für andere Industriezweige und unser tägliches Leben unverzichtbar geworden sind“, fügt er hinzu. Die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden immer höher. Ursachen dafür sind der rasante technologische Fortschritt, die zunehmende Vielseitigkeit der Anwendungen, wachsende interdisziplinäre Herausforderungen und die Notwendigkeit tiefgreifender wissenschaftlicher Kenntnisse.
Bildungsinvestition, die sich auszahlt
Das Problem dabei: „Oftmals finden die Betriebe die erforderlichen Expertinnen und Experten nicht auf dem Arbeitsmarkt“, so Brandes. Deshalb wurde das Weiterbildungsstudium Kautschuktechnologie (WBS) an der Leibniz-Universität Hannover ins Leben gerufen. Im Gegensatz zur Technikerschule Gelnhausen ist das WBS berufsbegleitend und dient der berufsbezogenen Ergänzung sowie wissenschaftlichen Vertiefung.
Als weitere wichtige Weiterbildungssäule der Branche nennt Brandes das Deutsche Institut für Kautschuktechnologie (DIK) in Hannover, das verschiedene Aus- und Weiterbildungsseminare für Fachkräfte aus den Unternehmen anbietet. 79 Mitgliedsfirmen zählt das DIK, darunter namhafte Rohstofflieferanten, Reifen- und Maschinenhersteller und Produzenten technischer Gummiwaren. 48 Techniker und Wissenschaftler arbeiten in den Labors und können auf bedeutende, auch internationale wissenschaftliche Auszeichnungen verweisen. Hinzu kommen 32 Doktoranden.
Ob ein berufsqualifizierender Abschluss wie der Staatlich geprüfte Techniker oder ein Aufbaustudium für Akademikerinnen und Akademiker – lebenslanges Lernen ist nicht nur eine Floskel, sondern zahlt sich aus, weiß Brandes: „Wer sich weiterbildet, verringert das Risiko, arbeitslos zu werden. Je besser man qualifiziert ist, desto attraktiver ist man für den Arbeitsmarkt.“ Der Bildungsexperte betont zudem, dass eine breite Wissensbasis nicht nur bessere Karrierechancen, sondern oft auch finanzielle Vorteile mit sich bringt. Bei den Gehaltsverhandlungen mit dem Chef hat man damit gute Argumente in der Hand.