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Kautschuk-Tarifabschluss 2023: Das steht drin
Dauerhaft mehr Geld für Tarifbeschäftigte und Azubis: So sieht die Tarifeinigung für die Mitarbeiter bei Kautschuk aus.
von Nicolas Schöneich
Der neue Tarifvertrag für die Kautschuk- und Kunststoffindustrie steht: Arbeitgeber und Gewerkschaft IGBCE haben sich Ende Februar in der zweiten Verhandlungsrunde nach mehr als zehnstündigen Gesprächen auf die künftigen Tarifregelungen verständigt. Unterm Strich stehen ein deutliches Lohnplus für alle Beschäftigten und Planungssicherheit für die Unternehmen. Die Kernpunkte des Tarifvertrags:
Laufzeit
Der Tarifvertrag für die rund 70.000 Tarifbeschäftigten läuft 24 Monate bis zum 31. Mai 2025. „Wieder einmal ist es uns gelungen, durch eine lange Laufzeit von 24 Monaten unseren Unternehmen Planungssicherheit in einer äußerst schwierigen Zeit zu geben“, betonte Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Kautschuk-Arbeitgeberverbands ADK.
Mehr Geld
Die Entgelte steigen durch drei sogenannte Sockelbeträge um insgesamt 250 Euro (für Azubis sind es 125 Euro mehr): – Zum 1. Oktober 2023 gibt es 60 Euro mehr (Azubis: 30 Euro).
– Zum 1. März 2024 sind es 80 Euro (Azubis: 40 Euro).
– Zum 1. Januar 2025 schließlich beträgt das Plus 110 Euro (Azubis: 55 Euro).
Zusätzlich erhalten die Beschäftigten 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie in vier Schritten: jeweils 750 Euro im März und Juli 2023 und 2024. Bei Azubis sind es 1.000 Euro, aufgeteilt auf vier Raten. Dieses Geld fließt brutto wie netto, es werden also keine Steuern oder Abgaben darauf fällig. Mitglieder der Gewerkschaft IGBCE erhalten nach deren Angaben im Mai 2024 außerdem einmalig 200 Euro Mitgliederbonus, finanziert über den von den Sozialpartnern getragenen Verein zur Beschäftigungsförderung (VzB).
„Durch die Prämie, die von unseren Unternehmen in der aktuell schwierigen Zeit erst einmal erwirtschaftet werden muss, und die erstmalige Einführung von Sockelbeträgen enthält der Tarifvertrag eine starke soziale Komponente, da besonders die unteren Lohngruppen überproportional von den Festbeträgen profitieren“, sagte Thomas Hofmann, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Personalchef von Pirelli. IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters unterstrich: „Wichtig ist, dass unsere Kolleginnen und Kollegen mit der ersten Einmalzahlung im März direkt entlastet werden und damit ihre Rechnungen bezahlen können.“ Die Gewerkschaft beziffert das durchschnittliche Lohnplus auf 8,1 Prozent.
„Insgesamt sind wir unaufgeregt und sozialpartnerschaftlich zu einem tragbaren, vernünftigen Ergebnis gekommen“, bilanzierte Schmidt. Dennoch seien die Unternehmen an die Grenze der Belastbarkeit gegangen. Positiv für die Betriebe sei neben der langen Laufzeit die Verteilung der Entgelterhöhungen vor allem auf 2024 und 2025: „Dadurch, dass wir erst in den kommenden zwei Jahren den Sockel spürbar anheben, schaffen wir unseren Unternehmen in der momentan für viele Betriebe der Branche sehr schwierigen Zeit dringend benötigte Luft zum Atmen.“ Neben Lieferkettenproblemen belasten die hohen Energiekosten die Branche.