Branchen-News
65 Jahre Kautschuk-Familie
Verband kommt von verbinden – der ADK feierte ein besonderes Jubiläum in Erfurt. Mit dabei: die Mitglieder und ihre Familien
von Roman Winnicki
Hannover. 1958 schrieb der schwedische Chirurg Ake Senning Geschichte: Er implantierte den ersten Herzschrittmacher am Menschen. Heute ein Routineeingriff, der weltweit etwa alle drei Minuten durchgeführt wird. Kautschuke leisten auch dabei einen entscheidenden Beitrag – sie isolieren, dichten ab, halten alles Wichtige zusammen. Dass im gleichen Jahr der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) e. V. ins Leben gerufen wurde, ist ein ebenso schöner wie symbolisch passender Zufall. Jetzt, 65 Jahre später, feierte der ADK im Herzen Deutschlands sein eindrucksvolles Jubiläum.
Die Stimme der deutschen Kautschukindustrie, Sprachrohr für 100 Unternehmen und ihre rund 30.000 Beschäftigten, hatte in die thüringische Landeshauptstadt Erfurt geladen. Dort kam am 8. und 9. September die Kautschuk-Familie zusammen. Der Tenor der Veranstaltung lautete: Man kennt sich, man tauscht sich aus, man hilft sich – selbst dann, wenn man eigentlich in Konkurrenz zueinander steht.
„Verband kommt von verbinden, und dafür tun wir alles“ – ADK-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt
„Und der ADK ist wie unser Werkstoff. Er hält uns zusammen“, sagte Dr. Sven Vogt, Vorstandsvorsitzender des ADK in seiner Ansprache zum Jubiläum des Verbands. „Es ist sogar so, dass in der Gummi-Industrie einige Betriebe gleichzeitig Kunde, Wettbewerber und Lieferant sind“, ergänzte der stellvertretende ADK-Vorsitzende Sebastian Jäger. Die Kautschukindustrie ist nicht nur ein Wirtschaftszweig, sie ist eine Gemeinschaft. Vom kleinen Familienunternehmen – oft in zweiter oder dritter Generation – bis zum großen Konzern sind alle Teil dieser Gemeinschaft, die sich durch den ADK verbunden fühlt.
Ein Abend im Palmenhaus
Traditionell startete das Treffen mit der offiziellen Mitgliederversammlung. Hier wurden aktuelle Entwicklungen diskutiert, Chancen, aber auch die Herausforderungen der Zukunft. „Die Lage der Wirtschaft ist im Augenblick nicht gut in Deutschland. Wir sind ein Stück weit im freien Fall“, warnte ADK-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt. Er betonte in diesem Zusammenhang die enorme Bedeutung der Sozialpartnerschaft mit der Arbeitnehmerseite.
Parallel zum offiziellen Geschehen konnten die Familien der Mitglieder die kulturellen und kulinarischen Schätze Erfurts entdecken. Doch der Höhepunkt des Tages war zweifelsohne der Festakt im Palmenhaus. Ein Ort, der mit historischem Charme und modernem Flair den Geist des ADK perfekt widerspiegelte. Hier wurde nicht nur gefeiert, sondern auch genetzwerkt. Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war der Besuch von Rüdiger Freiherr von Fritsch, dem ehemaligen Botschafter in Moskau. Er sprach über die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und hob dabei die Reaktionsfähigkeit und Resilienz der deutschen Wirtschaft hervor, insbesondere in Krisenzeiten. „German Mittelstand – das ist ein Weltwort“, betonte von Fritsch.
Standort stärken
„Wenn wir nicht produzieren, dann steht halb Deutschland still“, machte Schmidt am späten Abend deutlich. Die Kautschukindustrie sei ein Eckpfeiler der Wirtschaft. In Zeiten von Transformation, Digitalisierung und demografischem Wandel gehe es aber nun auch darum, Arbeitsplätze und Wertschöpfung am Standort Deutschland zu halten. Und dennoch bleibt die Branche zuversichtlich: „Gummi klebt uns aneinander“, war während der Feierlichkeiten oft zu hören. Mit einer Gemeinschaft, die so fest zusammenhält, wie die des ADK, könne man optimistisch in die Zukunft blicken.
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