Kautschuk im Alltag

Der Einwuff: Rollende Pusteblumen

Löwenzahn: lästig, unverwüstlich und jetzt auch noch gut für Reifen – oder Likör?

von Bonzo, dem Ballonhund

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Bonzo, das Maskottchen der Kautschukindustrie bei der IdeenExpo, schnuppert allzu gerne an Pusteblumen: Foto: Lars Kaletta

Was ist an Löwenzahn giftig? Nix. Was ist an Löwenzahn nervig? Viel! Zum Beispiel, dass er sich fast überall wohlfühlt und ausbreitet wie verrückt. Ihn niederzumähen oder auszubuddeln, hilft wenig. Da liegt es nahe, das bittere Zeug einfach aufzuessen. Löwenzahn als Salat, als Smoothie, Knospen als Kapern, Blüten als Gelee, Wurzeln als Tee. Schauderhaft!

Mich als Hund hat dieses Kraut immer kaltgelassen, außer vielleicht, hicks, als Likörchen. In hochgeistiger Form steigert es meine naturgegebene Leichtigkeit und beschwingt mein schwebendes Wesen. Inzwischen hat sich das Taraxacum-Blatt gewendet. Ich bin auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Denn dadrin, im Boden, steckt das weiße Gold der Zukunft: Kautschuk aus Löwenzahn, genauer: aus Russischem Löwenzahn, Taraxacum koksaghyz. Der Milchsaft in seinen Wurzeln enthält mehr Kautschuk als unser heimischer Löwenzahn. Ansonsten ist er ebenso anspruchslos, robust und gedeihfreudig, vor allem in unseren Breitengraden. All das unterscheidet ihn von den tropischen Kautschukbäumen, diesen empfindlichen Gewächsen mit ihren speziellen Bedürfnissen.

Reifen, Dichtungen, Kondome, Ballons – all das lässt sich aus Löwenzahnkautschuk herstellen. Ich sehe blühende Landschaften vor mir: oberirdisch ein Meer von gelben Blüten, um die Bienen, Käfer und Schmetterlinge schwirren und zwischen denen Kaninchen Party feiern. 

Unterirdisch: die Wurzelrübe, die wie ein Schatz mit Spezialwerkzeugen geerntet wird, damit kein Tropfen verloren geht. Forscherteams, die immer bessere Züchtungen hervorbringen. Unternehmen, die weniger importieren müssen und den Rohstoff flexibel vor der eigenen Haustür sprießen lassen können. Ballonhunde, für die jeder Spaziergang über die Wiese zum inneren Triumph wird. 

Sie denken, ich bin beschwipst? Aber nein! Nie mehr Löwenzahnlikör! Ich bin auf Brennnesseln umgestiegen: Tee, Pesto, Suppe – die ganze Palette. Schauderhaft. Bis auf den Brennnesselschaps. Hicks.

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